Geopolitische Konflikte
Zunehmende Spannungen auf wichtigen internationalen Seehandelswegen – vom Südchinesischen Meer über die Straße von Taiwan bis zu den Gewässern rund um das Schwarze und Rote Meer – stören nicht nur den globalen Handel über See. Sie bergen außerdem das erhebliche Risiko von Angriffen auch auf deutsche Handelsschiffe und von Blockaden wichtiger Seestrecken für den deutschen Im- und Export.
Seit Ausbruch des Israel-Gaza-Konflikts im Oktober 2023 haben Huthi-Terroristen Hunderte von Handelsschiffen in internationalen Gewässern [CD1] nahe des Jemen mit Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern angegriffen. Mehrere Seeleute kamen ums Leben, zahlreiche Schiffe wurden entführt, versenkt oder schwer beschädigt. Auch in anderen Regionen ist die Sicherheitslage für den Schiffsverkehr instabil. Dies gilt insbesondere für die Straße von Hormus und den Persischen Golf, durch den rund ein Drittel des weltweit gehandelten Öls transportiert wird.

Piraterie bleibt ernstes Sicherheitsproblem für die internationale Schifffahrt.
Besonders gefährdet sind Handelsschiffe, die in Regionen mit hoher Piratenaktivität unterwegs sind. Dazu zählen etwa der Golf von Guinea (Westafrika) oder die Straße von Malakka (Südostasien). Piraten überfallen Schiffe häufig mit Schnellbooten, sind oft bewaffnet und zögern nicht, Besatzungen zu entführen, um Lösegeld zu erpressen. Auch der Diebstahl von Fracht oder Treibstoff ist weit verbreitet.
Die Folgen sind gravierend: Menschenleben werden gefährdet, es entstehen hohe wirtschaftliche Kosten durch Lösegeldzahlungen, Versicherungen oder die Notwendigkeit, Umwege zu fahren. Außerdem wird der internationale Handel empfindlich gestört. Aus diesen Gründen setzen viele Reedereien auf Schutzmaßnahmen. Dazu gehören bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord, Begleitschutz durch Kriegsschiffe, Frühwarnsysteme und spezielle Ausweichmanöver. Internationale Militärmissionen tragen ebenfalls maßgeblich zur Bekämpfung der modernen Piraterie bei. So konnte die EU-geführte Operation EU NAVFOR Atalanta seit 2008 die Piraterie im Golf von Aden (Somalia) eindämmen. Trotz einiger Erfolge bleibt Piraterie ein globales Sicherheitsproblem, das durch Armut, politische Instabilität und fehlende staatliche Kontrolle in den Herkunftsregionen der Piraten begünstigt wird.

Sicherheitsoperationen
Die Europäische Union engagiert sich mit verschiedenen Sicherheitsmissionen für den Schutz der zivilen Schifffahrt. Eine der wichtigsten Einsätze ist die EU NAVFOR – Operation Atalanta, die seit 2008 im Indischen Ozean und am Horn von Afrika aktiv ist. Ziel dieser Mission ist es, Handelsschiffe – insbesondere Hilfslieferungen des Welternährungsprogramms – vor Piratenangriffen zu schützen. Die EU setzt dabei auf eine Kombination aus Marineeinsätzen, Luftüberwachung und internationaler Zusammenarbeit. Kriegsschiffe begleiten Frachter, überwachen Seewege und greifen bei Bedrohungen ein.
Die Operation Atalanta arbeitet eng mit der im Jahr 2024 beschlossenen EU-Mission ASPIDES zusammen, die den Schutz der Handelsschifffahrt vor Angriffen der Huthi-Terroristen im Roten Meer und in der Meerenge von Bab al-Mandab sicherstellen soll. Ziel der Mission ist es, die sichere Durchfahrt von Frachtschiffen zu gewährleisten, Besatzungen zu schützen und Unterbrechungen globaler Lieferketten zu verhindern.
Im Golf von Guinea, wo moderne Piraterie zum Alltag gehört, unterstützt die EU die Sicherheitsstrukturen der westafrikanischen Küstenstaaten. Ziel ist es, langfristig stabile und sichere Seewege in der Region zu gewährleisten. EMASoH (European Maritime Awareness in the Strait of Hormuz) ist eine europäische Mission zur maritimen Sicherheit in der Straße von Hormus, einer der weltweit wichtigsten Schifffahrtsrouten. Sie wurde Anfang 2020 ins Leben gerufen, nachdem es in dieser Region wiederholt zu politischen Spannungen und Zwischenfällen sowie Angriffen auf Handelsschiffe gekommen war. Ziel der Mission ist es, die Freiheit der Schifffahrt zu gewährleisten, die Lage auf See zu beobachten und eine Deeskalation in der Region zu fördern. EMASoH ist eine zivile und militärische Beobachtungsmission, die nicht offensiv eingreift.
Maritime Sicherheitsstrategie
Eine Maritime Sicherheitsstrategie ist wichtig, weil ein Großteil des weltweiten Handels über See abgewickelt wird. Piraterie, Terrorismus oder politische Konflikte können diese Routen gefährden und damit Menschenleben, Wirtschaft und die Versorgungssicherheit bedrohen. Die Strategie hilft dabei, Risiken frühzeitig zu erkennen, Schiffe zu schützen und die internationale Zusammenarbeit zu stärken. Die Maritime Sicherheitsstrategie der EU (EUMSS) dient dem Schutz der maritimen Interessen Europas. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) setzt sich darüber hinaus für eine Nationale Maritime Sicherheitsstrategie sowie für die Einrichtung eines Nationalen Sicherheitsrates ein. Es gilt, die Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Akteuren zu fördern, Seewege, Häfen und Infrastruktur zu schützen und auf vielfältige Bedrohungslagen entsprechend zu reagieren. Ziel ist es, die Sicherheit auf den Meeren zu stärken und den freien, sicheren Welthandel zu gewährleisten.

CSS-Code: Sicherheit beim Stauen und Sichern
Der Code of Safe Practice for Cargo Stowage and Securing beschreibt in sieben Kapiteln die sicheren Methoden zur Ladungssicherung auf See. Er gilt für Container sowie für nicht standardisierte Ladung wie Maschinen, Fahrzeuge oder Projektladung. Ergänzt wird der Code durch ein schiffsspezifisches Ladungssicherungshandbuch, das auf Grundlage der Regeln erstellt, vom Flaggenstaat geprüft und genehmigt wird.
CTU-Code: Sichere Containerpackung
Der Code of Practice for Packing of Cargo Transport Units richtet sich vor allem an Verlader und Packbetriebe. Er enthält praxisorientierte Hinweise zur sicheren Verstauung von Gütern in Containern. Ziel ist es, Schäden durch Verrutschen oder falsche Lastverteilung zu vermeiden und die Sicherheit entlang der gesamten Transportkette zu erhöhen.
IMDG-Code: Vorschriften für gefährliche Güter
Der International Maritime Dangerous Goods Code regelt den weltweiten Seetransport verpackter gefährlicher Güter. Jeder gefährliche Stoff ist einer sogenannten UN-Nummer und einer Gefahrenklasse zugeordnet. Der Code gibt detaillierte Hinweise zum sicheren Umgang damit, zur Lagerung an Bord, zu Abständen und Trennvorschriften. Manche Stoffe dürfen nur unter Deck oder ausschließlich an Deck transportiert werden. So wird sichergestellt, dass auch besonders risikobehaftete Ladungen sicher über See befördert werden können.
IMSBC-Code: Richtlinien für Schüttgüter
Der International Maritime Solid Bulk Cargoes Code legt Anforderungen für den sicheren Transport von losen Massengütern fest. Dazu zählen unter anderem Getreide, Erz oder Kohle. Der Code adressiert typische Risiken wie Verflüssigung der Ladung, verminderte Stabilität des Schiffes oder chemische Reaktionen. Ziel ist es, Gefahren frühzeitig zu erkennen und wirksam zu vermeiden.
IBC-Code: Schutz beim Transport von Chemikalien in flüssiger Form
Der International Code for the Construction and Equipment of Ships Carrying Dangerous Chemicals in Bulk regelt den Transport gesundheitsschädlicher Flüssigkeiten und Chemikalien als Massengut. Das Regelwerk enthält präzise Vorgaben zur Konstruktion, Ausrüstung und Sicherheitsausstattung der dafür vorgesehenen Schiffstypen. Es unterscheidet je nach Gefährlichkeit der zu transportierenden Stoffe zwischen drei Schutzstufen. Für die gefährlichsten Produkte gelten die strengsten Sicherheitsanforderungen.
IGC-Code: Sicherheit beim Transport von Flüssiggasen
Der International Code for the Construction and Equipment of Ships Carrying Liquefied Gases in Bulk legt technische und sicherheitsrelevante Anforderungen für Schiffe fest, die verflüssigte Gase als Massengut transportieren. Dazu zählen unter anderem Flüssigerdgas (LNG), Flüssiggas oder chemische Gase. Der Code regelt die Bauweise der Tanks, die erforderlichen Sicherheitssysteme sowie betriebliche Vorgaben zur Überwachung und Handhabung dieser besonders sensiblen Ladung. Ziel ist es, Risiken wie Leckagen, Explosionen oder Umweltschäden zuverlässig zu minimieren und gleichzeitig den sicheren Transport dieser wichtigen Energieträger weltweit zu ermöglichen.




