Foto von Fanny Löwenstrom
Abbildung von Serienlogo "Frauen machen Meer"

Ohne sie geht nichts. Großen Herausforderungen begegnet sie mit innovativen Lösungen. Sie bewegt Güter effektiv um die Welt. Die Schifffahrt. Aber sie ist nichts ohne ihre Crew – darunter immer mehr Frauen. Doch nach wie vor herrscht in der Branche Nachholbedarf. Hier setzt die neue DS-Serie an. Im Fokus stehen Frauen in maritimen Berufen. Vorbilder, die inspirieren.

Du kannst alles werden: Mit diesem Mantra ist Fanny Löwenstrom aufgewachsen. „Mein Vater hat mich immer dazu ermutigt, auch außerhalb der ‚Bubble‘ zu denken“, sagt die gebürtige Stuttgarterin. In der Schule wurde das viel zu wenig thematisiert, findet Löwenstrom. „Da war der Tenor: Mädchen machen dies, Jungs das – dabei müssen gerade junge Frauen dazu ermutigt werden, ihren eigenen Weg zu gehen.“

Einfach machen, offen sein – vielleicht auch mal scheitern: Das ist okay. Mit dieser Einstellung heuerte Löwenstrom 2016 bei der Marine für den freiwilligen Wehrdienst an. Ein halbes Jahr fuhr sie beim Flüchtlingshilfe-Einsatz „Sophia“ auf der Fregatte „Mecklenburg-Vorpommern“ zur See. Eine prägende Erfahrung für die damals 21-Jährige: „Jeder hat sein Päckchen zu tragen – aber bei den Menschen dort ging es wirklich um die Existenz. Das hat mein Weltbild verändert.“ Und auch ihren Werdegang beeinflusst.

Foto von Fanny Löwenstrom

Kein Platz für Vorurteile
Von 2019 bis 2023 studiert sie in Hamburg Soziale Arbeit und macht ihren Bachelor. Nebenbei jobbt sie als Festmacherin im Hafen und räumt dort mit Vorurteilen auf. „Am Anfang wurde ich von ein paar Kollegen belächelt – es gibt noch Charaktere, die Probleme damit haben, wenn Frauen in männerdominierte Jobs kommen.“ Die 28-Jährige lässt sich davon aber nicht beeindrucken: „Wenn mir etwas nicht passt, sage ich das – und dann ist Ruhe“, sagt sie und lacht. Ein dickes Fell brauche man trotzdem: „Die haben jahrelang ohne Frauen gearbeitet – dementsprechend ist auch der Jargon. Das darf man nicht persönlich nehmen.“

Das Gefühl, sich beweisen zu müssen, hat Löwenstrom schnell abgelegt – auch weil sie weiß, dass sie manche Sachen besser kann als ihre männlichen Kollegen. Gerade in Zusammenarbeit mit ihrer einzigen weiblichen Festmacher-Kollegin und Namensvetterin Fanny von Behr. „Die Lotsen haben mal ein großes Lob gegenüber der Geschäftsführung ausgesprochen: Wenn sie mit uns zusammenarbeiten, dann funktioniere die Kommunikation einfach besser und ohne Gemecker.“

Dass Frauen Ruhe und einen anderen Umgangston mitbringen, merkt Löwenstrom auch in ihrem Job als Einsatzleiterin bei der Reederei Fairplay: „Ich plane, welche Schlepper wann wo sein sollen, teile die Kapazitäten ein – und optimiere Prozesse“, sagt Löwenström. Im Team selbst kommt das gut an, beim Kunden spürt sie manchmal Vorbehalte. Frauen, die wissen, was sie wollen, würden oft als „übertrieben“ oder Bedrohung wahrgenommen, berichtet Löwenstrom. „Es stecken noch viele alte Strukturen in der Schifffahrt – nicht alles daran ist schlecht“, betont sie. „Aber es gibt Dinge, die haben sich verändert, das muss man akzeptieren – dazu gehören Frauen in vermeintlichen Männerjobs.

Raus aus der Komfortzone
Um den Wandlungsprozess voranzutreiben, fordert sie von der Schifffahrt mehr Sichtbarkeit. „Es braucht außerdem Aufklärung, welche maritimen Jobs es gibt. Was ist alles möglich – gerade als junge Frau?“ Sie selbst erlebe, dass viele sich zu wenig zutrauen. „Als Festmacherin muss man nicht Herkules sein: Die Schifffahrt hat sich weiterentwickelt. Es gibt technische Hilfsmittel, mit denen Frau sich die
Arbeit leichter machen kann – auch das muss stärker kommuniziert werden.“

Raus aus der Komfortzone, rein in die Schifffahrt – das lohnt sich. „Wenn man mal Blut geleckt hat, möchte man das nicht mehr missen.“ Auch wenn ihr die lauen Sommernächte im Hafen, die unzähligen Sonnenauf- und -untergänge vom Athabaskakai fehlen, der Hafen ist ihr immer noch nah – er liegt ihr unweit des Hamburger Michels vom Fairplay-Büro im 14. Stock quasi zu Füßen.

Foto von Fanny Löwenstrom
Eine Art collage eines Papierschiffs

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