Der Verband Deutscher Reeder (VDR) gratuliert Ursula von der Leyen herzlich zur Wiederwahl als Präsidentin der Europäischen Kommission und fordert zugleich, die Wettbewerbsfähigkeit des Schifffahrtsstandorts Europa zu stärken und auszubauen.
In einer Zeit, in der die Schifffahrt vor großen Herausforderungen steht, ist die erneute Ernennung von Ursula von der Leyen ein wichtiger Schritt für die Sicherung der Zukunft der europäischen Schifffahrtsbranche. Die Schifffahrt, als Rückgrat des internationalen Handels und wichtigster Verkehrsträger zur Versorgung der europäischen Wirtschaft und Bevölkerung, benötigt stabile und strategisch auf die Zukunft gerichtete politische Unterstützung. Ursula von der Leyen hat bereits in den vergangenen fünf Jahren bewiesen, dass sie wichtige Weichen für eine nachhaltige Zukunft der Schifffahrt stellen kann. Nun muss eine Fokussierung der europäischen Politik auf die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Flotten, der für Europa wichtigen Seewege und der seewärtigen Lieferketten folgen.
Die EU-Handelsflotte ist eine der größten der Welt und repräsentiert rund 40 Prozent der Welthandelsflotte. Über 75 Prozent des gesamten Außenhandels der EU wird über den Seeweg abgewickelt, darunter Medikamente, Lebensmittel, Elektronik, Kleidung und Windkraftanlagen. Allein in Deutschland werden rund 60 Prozent aller Waren mit Schiffen importiert und exportiert. Die EU-Schifffahrt beschäftigt direkt etwa 640.000 Personen an Bord und an Land. Deutschland gehört dabei zu den führenden Schifffahrtsnationen; rund 60.000 Seeleute sind allein an Bord von Handelsschiffen in deutschem Eigentum oder unter deutschem Management tätig.
„Es ist von entscheidender Bedeutung, diese Stärke der für Europa und gerade auch für Deutschland so wichtigen Branche nicht nur zu bewahren, sondern zukunftssicher zu gestalten. Die Schifffahrt ist der Motor für die europäische Wirtschaft, ein Garant für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung und ein wesentlicher Katalysator der Energiewende. Gerade in diesen geopolitisch schwierigen Zeiten ist es deshalb unverzichtbar, unsere Schifffahrtsindustrie in den Fokus der künftigen politischen Bemühungen in Europa zu rücken. Wir brauchen in den kommenden Jahren eine proaktive, auf Wachstum und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtete europäische Schifffahrtspolitik“, erklärt Gaby Bornheim, Präsidentin des VDR.
Dringende Aufgaben für die EU: Sichere Seewege und klimaneutrale Zukunft
Die Zunahme von Kriegen und Konflikten und die damit einhergehende Einschränkung der Freiheit der Seewege haben weitreichende Konsequenzen für die Versorgung Deutschlands und Europas. Umso wichtiger ist das Engagement der EU und ihrer Mitgliedstaaten für den Schutz der Schiffe und Besatzungen. Einsätze wie die der EU-Mission „Aspides“ im Roten Meer mindern das Gefahrenrisiko von Übergriffen und machen deutlich, dass solche Attacken auf die zivile Schifffahrt nicht toleriert werden. Ohne Marineeinheiten ist der Schutz der zivilen Handelsschifffahrt nicht möglich.
Der Green Deal der letzten EU-Kommission unter der Führung von Ursula von der Leyen stellt die Schifffahrt mit der Integration in das EU-Emissionshandelssystem (ETS) und der FuelEU-Maritime-Verordnung vor enorme Herausforderungen. Diese Maßnahmen erfordern eine harmonisierte Integration in die internationalen Klimaschutzregelungen der International Maritime Organization (IMO). Regionale Sonderwege sind in der weltweit operierenden Schifffahrt hingegen nicht praktikabel.
Gleichzeitig muss sich der politische Fokus darauf richten, nicht nur die Klimaneutralität, sondern parallel auch die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Schifffahrt zu sichern. Nur so kann gewährleistet werden, dass die europäische maritime Industrie sicher, nachhaltig und erfolgreich bleibt, während sie gleichzeitig ihren Beitrag zum globalen Klimaschutz leistet.
„Wir brauchen nach dem europäischen Green Deal nun in den nächsten fünf Jahren einen europäischen Industrial Deal“, so Bornheim weiter.
Schutz vor protektionistischen Tendenzen
Die zunehmenden protektionistischen Tendenzen weltweit sind für die Schifffahrt zudem äußerst besorgniserregend, da sie den freien Handel und den Zugang zu internationalen Märkten bedrohen. Die Europäische Union profitiert erheblich vom freien Zugang zu diesen Märkten, was maßgeblich zur Stärkung ihrer Position in den globalen Lieferketten und damit auch direkt zur Sicherung der Versorgung Europas beiträgt. Protektionistische Maßnahmen gefährden hingegen Europas führende Rolle und könnten langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft schwächen. Dies gilt auch für die internationalen Schiffbaumärkte, die für die EU-Schifffahrt offen und zugänglich gehalten werden müssen, schon um die in den kommenden Jahren notwendige Flottenerneuerung zur Dekarbonisierung des Seeverkehrs sicherzustellen. Daher muss sich die EU aktiv dafür einsetzen, die Prinzipien des freien Handels zu verteidigen, um ihre wirtschaftliche Stärke und globale Führungsposition zu bewahren.
Über den Verband Deutscher Reeder
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) vertritt die gemeinsamen wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen der deutschen Reedereien auf der Ebene des Bundes und der Länder sowie gegenüber europäischen und internationalen Instanzen. Der VDR wurde 1907 gegründet und hat sich 1994 mit dem Verband der Deutschen Küstenschiffseigner zusammengeschlossen. Mit seinen mehr als 150 Mitgliedsunternehmen aus unterschiedlichen Bereichen der Seeschifffahrt vertritt der VDR den größten Teil der deutschen Handelsflotte. Mehr Informationen unter www.reederverband.de.