
Warum deutsche Reedereien ausländische Flaggen nutzen
Die Wahl des Flaggenstaats entscheidet über Rechtssicherheit, Standards und Wettbewerbsfähigkeit. Deutsche Reedereien setzen dabei auf anerkannte Qualitätsflaggen, die hohe Anforderungen erfüllen und einen effizienten Schiffsbetrieb ermöglichen.

Jedes Seeschiff braucht eine Flagge. Sie bestimmt die Staatszugehörigkeit des Schiffs und legt fest, welche Rechtsordnung an Bord gilt. Der sogenannte Flaggenstaat trägt die Verantwortung für die Einhaltung internationaler Standards – etwa in puncto Sicherheit, Umweltschutz, Arbeitsbedingungen oder der Qualifikation der Crew. Auch bei schweren Unfällen ist er verpflichtet, Untersuchungen einzuleiten.
Deutsche Reedereien setzen bewusst auf sogenannte Qualitätsflaggen. Viele ihrer Schiffe fahren unter den Flaggen von Liberia, Antigua & Barbuda, Malta, Zypern, Portugal oder Deutschland. Diese Flaggenstaaten finden sich regelmäßig auf der sogenannten „Weißen Liste“ internationaler Hafenstaatkontrollregime wie dem Paris MoU – ein Zeichen für hohe Standards und Zuverlässigkeit.
Flaggenstaaten und ihre Bedeutung
Der Flaggenstaat ist mehr als ein formaler Absender – er steht für Rechtssicherheit, Qualität und internationale Anerkennung. Schiffe mit schlecht bewerteter Flagge werden in Häfen häufiger und intensiver kontrolliert, was zu Verzögerungen, höheren Kosten, schlechterem Rating und niedrigeren Charterraten führen kann. Für Reedereien ist deshalb eine gut bewertete Flagge ein klarer Wettbewerbsfaktor.
Gleichzeitig kommt es auf eine moderne, effiziente und serviceorientierte Flaggenverwaltung an – sie muss zuverlässig und unbürokratisch funktionieren. Das ist für viele Reedereien ein zentrales Kriterium bei der Flaggenwahl.
Wo fahren Schiffe deutscher Reedereien?
Die meisten Schiffe deutscher Reedereien sind in deutschen Seeschiffsregistern eingetragen. Zwar fährt nur ein kleinerer Teil davon unter deutscher Flagge – aber insgesamt rund die Hälfte fährt unter einer europäischen Flagge, neben Deutschland etwa Portugal, Malta oder Zypern. Der Rest fährt unter international anerkannten Qualitätsflaggen wie Liberia oder Antigua & Barbuda.
Die genutzten Flaggen bieten ein hohes Maß an Verlässlichkeit und ermöglichen einen rechtssicheren, wirtschaftlich effizienten Schiffsbetrieb. Von sogenannten „Billigflaggen“ kann in diesem Zusammenhang keine Rede sein, wie auch das bereits erwähnte überdurchschnittlich gute Abschneiden von Schiffen unter diesen Flaggen bei Hafenstaatkontrollen beweist.
Warum nicht mehr unter deutscher Flagge?
Die Schifffahrt ist ein globales Geschäft: Viele Schiffe deutscher Reedereien laufen nie deutsche Häfen an – sie sind zum Beispiel im asiatischen oder transpazifischen Raum unterwegs, vielfach im Auftrag ausländischer Charterer. Für den Schiffsbetrieb zählen daher internationale Wettbewerbsfähigkeit, Flexibilität und eine praxisnahe Verwaltung.
In der Vergangenheit war die deutsche Flagge mit teils deutlich höheren Kosten und zusätzlichen Anforderungen verbunden – insbesondere beim Personal und bei technischen Vorgaben. Es hat sich heute bereits vieles verbessert. Die Verwaltungsprozesse der deutschen Flaggenstaatsverwaltung sollen jetzt noch weiter optimiert und Zuständigkeiten gebündelt werden.
Der Anteil der Tonnage unter deutscher Flagge hat sich zuletzt stabilisiert – und sollten die aktuellen Bemühungen erfolgreich sein, wird dies die deutsche Flagge weiter stärken. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) begleitet diese Entwicklung konstruktiv und bringt sich mit konkreten Vorschlägen in die politischen und fachlichen Gespräche ein, um die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Flagge weiter zu stärken.
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© Ulrich PerreyCarsten Duif
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