Geschichte
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) ist einer der Branchenspitzenverbände der deutschen Wirtschaft. 1907 von regionalen Reedervereinigungen gegründet, um eine gemeinsame und einheitliche Interessenwahrnehmung zu ermöglichen, vertritt der VDR (mit Hauptsitz in Hamburg) die deutschen Seeschifffahrtsunternehmen heute nicht nur in Berlin, Bonn und Brüssel, sondern über seine Mitgliedschaften in verschiedenen internationalen Organisationen auch auf weltweiter Ebene, etwa in London und in Genf.
2020/2021
Die Folgen der Corona-Pandemie erfassen auch die Schifffahrt: Fähr- und Fahrgastreedereien haben insbesondere zu Beginn der Pandemie und in Lock-Down-Phasen mit erheblichen Passagierrückgängen zu kämpfen. Die Kreuzschifffahrt, bis dahin auf stetigem Erfolgskurs, ist beinahe weltweit sogar so gut wie stillgelegt. Die meisten Handelsschiffe bleiben in Fahrt und sichern so die lebensnotwendige Versorgung der Volkswirtschaften mit Gütern aller Art, insbesondere Lebensmitteln, Schutzkleidung oder Medikamenten. Doch den Seefahrern an Bord dieser Schiffe ist vielfach nicht nur der Landgang verwehrt, sie kommen nach Ende ihres Einsatzes auch nicht mehr nach Hause, weil sie nicht aussteigen dürfen, es kaum Flüge und Impfmöglichkeiten für sie gibt oder ihre Heimatstaaten sie nicht einreisen lassen. Das führt vielfach zu unhaltbaren Zuständen, auf die der VDR und viele andere wiederholt und sehr deutlich aufmerksam machen: 400.000 Seefahrer weltweit sind betroffen.
2019
Deutschland ist die fünftgrößte Schifffahrtsnation der Welt mit einem Anteil von 4,9 Prozent an der Welthandelsflotte. Ende 2019 sind in deutschen Schiffsregistern insgesamt 2.140 Schiffe mit 52,8 Millionen BRZ registriert – immer noch erheblich mehr als vor Beginn des Booms in der Schifffahrt weltweit vor 20 Jahren. Die meisten Schifffahrtsunternehmen schauen nach den Jahren der Krise und ihrer teils schmerzhaften Aufarbeitung wieder mindestens verhalten optimistisch in die Zukunft. Trotz des weiteren Rückgangs bei der Zahl der Schiffe konnte die Zahl der in Deutschland sozialversicherungspflichtig angestellten Besatzungsmitglieder zuletzt annähernd stabil gehalten werden. Was die Reedereistruktur in Deutschland betrifft, ist Deutschland nach wie vor von einer großen Anzahl kleiner und mittelständischer Unternehmen geprägt: etwa 80 Prozent der deutschen Schifffahrtsunternehmen bereedern weniger als zehn Schiffe.
2012
Die Flotte deutscher Schifffahrtsunternehmen umfasst mehr als 3.900 Schiffe (Schiffe über 1.000 BRZ) mit etwa 95 Mio. BRZ. Gemessen an der der BRZ-Summe und einem Anteil von knapp 10% an Gesamtvolumen liegt Deutschland damit hinter Japan und Griechenland in der Nationenwertung der Schifffahrtsnationen bzw. Handelsflotten auf Platz 3. Bei den Containerschiffen liegen deutsche Unternehmen mit etwa 1.800 Einheiten und einem weltweiten TEU-Anteil von fast 33% mit großem Abstand zu den Verfolgern sogar auf Platz 1 – noch: Denn die deutschen Schifffahrtsunternehmen befinden sich in der schwersten und längsten Krise seit Ende des Zweiten Weltkrieges und in den nächsten Jahren wird die deutsche Handelsflotte ganz erheblich schrumpfen.
2011
Die Krise auf den internationalen Schifffahrts- und Finanzmärkten gefährdet den Schifffahrtsstandort Deutschland zunehmend.
2009
Die weltweite Finanzmarkt- und Handelskrise erreicht die Schifffahrtsmärkte.
2008
In nahezu allen Teilmärkten der internationalen Seeschifffahrt herrscht Vollbeschäftigung. Die „Piraterie“ vor der somalischen Küste nimmt mit ihren Entführungen von Schiffen und der Erpressung von Lösegeldern für die Besatzungen ungeahnte Ausmaße an.
2007
100 Jahre VDR. Die deutsche Handelsflotte unter deutscher und fremder Flagge erreicht die 60 Mio. BRZ-Marke.
2005
Die Reeder im VDR erfüllen die 2003 anlässlich der Nationalen Maritimen Konferenz in Lübeck gegebene Zusage, über 500 Schiffe fahren wieder unter deutscher Flagge.
2004
Die nach den Anschlägen des 11. September 2001 in der internationalen Seeschifffahrt eingeführten Gefahrenabwehrmaßnahmen (ISPS-Code) verändern die Schifffahrtswelt einschließlich aller Abläufe in den intermodalen Transportketten.
2003
Dritte „Nationale Maritime Konferenz“ (Lübeck), verbunden mit einer Zusage seitens der Reeder, bis Ende 2005 zusätzlich mindestens weitere 100 Schiffe wieder unter deutscher Flagge zu betreiben.
2002
Nach dem Umzug der Bundesregierung und wesentlicher Teile der Bundesministerien wird die “Bonner Vertretung“ des VDR aufgelöst und eine neue „Außenstelle“ des VDR in Berlin eingerichtet.
2000
Erste „Nationale Maritime Konferenz“ (in Emden) zur Sicherung des maritimen Standortes Deutschland. Die deutsche Handelsflotte umfasst 1.850 Schiffe mit etwa 20 Mio. BRZ.
1999
Ablösung der Sonderabschreibungen durch die sog. Tonnagesteuer, genauer: Einführung der Möglichkeit der Optierung zur Gewinnermittlung nach der Tonnage für Schifffahrtsunternehmen (§ 5a EStG), zur Förderung des Schifffahrtsstandortes Deutschland und Schaffung vergleichbarer Wettbewerbsbedingungen.
1995
Am 1. Januar Zusammenschluss des VDR mit dem seit 1896 bestehenden Verband Deutscher Küstenschiffseigner (VDK). Seither ist der VDR alleiniger Spitzenverband der deutschen Seeschifffahrt auf Bundesebene.
1990
Die Deutsche Handelsflotte besteht nur noch aus gut 1.400 Schiffen, davon fahren noch mehr als 900 unter deutscher Flagge.
1989
Errichtung eines Internationalen Seeschifffahrtsregisters (ISR) in der Bundesrepublik zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von Schiffen unter deutscher Flagge.
1980
Erste Testreisen mit „18 Mann-Schiffen“ und „integrierter Besatzung“ auf „Schiffen der Zukunft“. Die deutsche Handelsflotte umfasst 1.900 Schiffe, davon führen über 1.500 Einheiten die deutsche Flagge.
1975
Reedereien im VDR gründen die „Ausbildungsgemeinschaft für die deutsche Seeschifffahrt“.
1972
Gründung der Tarifgemeinschaft des VDR.
1971
Deutsche Reeder beginnen aufgrund der schwierigen Wettbewerbssituation auf den internationalen Märkten verstärkt damit, Schiffe in Register außerhalb Deutschlands eintragen zu lassen und unter fremden Flaggen zu betreiben.
1965
Der VDR wird Gründungsmitglied des Europäischen Reederverbandes ECSA (European Community Shipowners` Associations - anfangs CAACE = Comité des Associations d`Armateurs des Communautés Européenes), der zunächst in Paris seinen Sitz hat, aber bereits 1973 in die „europäische Hauptstadt“ Brüssel umzieht.
1957
50 Jahre VDR. Erstmalig erscheint die Verbandszeitschrift "Kehrwieder", heute "Deutsche Seeschifffahrt“.
1955
Der VDR wird Gründungsmitglied des Vereins zur Förderung des seemännischen Nachwuchses, der heutigen Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt (BBS).
1953
Die Mitgliedschaften in der International Chamber of Shipping (ICS) und International Shipping Federation (ISF) werden erneuert.
1951
Mit erneuerter Mitgliedschaft in der Baltic and International Maritime Conference (BIMCO, heute Baltic and International Maritime Council) betritt der VDR wieder internationales Parkett.
1950
Der VDR wird Mitglied der BDA.
1945
Schon unmittelbar nach Kriegsende wird der VDR als privatrechtlicher und demokratisch verfasster eingetragener Verein zur Wahrnehmung der wirtschafts- und sozialpolitischen Interessen deutscher Reedereien neu gegründet.
1934
Der VDR wird im Zuge der Zentralisierung der Wirtschaftsstrukturen aufgelöst und in die "Fachgruppe Reeder" der Reichsverkehrsgruppe Seeschifffahrt (RVGS) überführt.
1924
Der ZDR wird zum "Verband Deutscher Reeder" (VDR). Der VDR übernimmt zugleich auch wieder den Aufgabenbereich des "Wirtschaftsausschusses der Deutschen Reedereien".
1921
Der „Kriegsausschuss“ wird in "Wirtschaftsausschuss" umbenannt.
1918
Abschluss des ersten Tarifvertrages zwischen dem ZDR und den Arbeitnehmervertretungen der Seeleute.
1916
Mitwirkung des ZDR bei der Gründung des "Kriegsausschusses der Deutschen Reedereien". Der „Kriegsaussschuss“ übernimmt die wirtschaftspolitische Vertretung der Reedereien und befasst sich vor allem mit Entschädigungsverfahren aus Kriegsfolgen, während die sozialpolitischen Aufgaben beim ZDR verbleiben.
1909
Der ZDR wird Gründungsmitglied der International Shipping Federation (ISF).
1907
Der Verband wird am 6. Februar 1907 als "Zentralverein Deutscher Rheder e.V." (ZDR) in Berlin gegründet. Er vereinigt die bestehenden regionalen Reederverbände.